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Vor 10 Jahren gründete der gebürtige Badener die erste TrauerrednerAkademie Deutschlands.

Was bewegt Menschen dazu, Trauerredner/-in zu werden?

Wer diesen Beruf ausüben möchte, denkt in der Regel lange darüber nach. Das ist keine spontane Entscheidung.

So unterschiedlich die Seminarteilnehmer und ihre beruflichen Hintergründe sind, so unterschiedlich ist auch ihre Motivation.

Was sie verbindet: Der Wunsch, Angehörige, die einen geliebten Menschen verloren haben, ein Stück ihres Abschiedswegs zu begleiten. Hinzu kommt, dass immer mehr Menschen aus der Kirche austreten und somit der Bedarf an freien Trauerrednern, die weltliche Abschieds- und Trauerfeiern anbieten, zunimmt.

Warum haben Sie die TrauerrednerAkademie gegründet?

Als ich mich entschieden habe, Trauerredner zu werden, gab es keine vergleichbare Ausbildung. Aufgrund meiner eigenen Erfahrungen weiß ich, wie wichtig eine professionelle Unterstützung ist, denn diese Aufgabe verlangt einiges ab.

Wir sind Würdenträger, Zeremonienmeister und der Fels in der Brandung für die Trauernden und wir müssen die Einzigartigkeit des Verstorbenen in der Rede hervorheben, sowie würdevoll und feierlich vortragen.

Warum ist die Ausbildung so wichtig?

Weil die Anforderungen komplex sind und immer anspruchsvoller werden. Im Trauerredner-Kontext befinden wir uns gerade derzeit in einem sehr dynamischen Prozess.

Beispielsweise: Wie geht man mit trauernden Angehörigen um? Wie funktioniert eine Grablegung? Wie stellt man in einer Rede die Einzigartigkeit des Verstorbenen dar und wie trägt man das dann auch noch professionell vor?

Dieses Wissen vermittelt unter anderem das zweiwöchige Ausbildungsprogramm, das gemeinsam mit Psychologen, Soziologen und erfahrenen Trauerrednern entwickelt wurde.

Wie geht man mit trauernden Angehörigen um?

Vor allem ist Empathie gefragt, auch trauerpsychologische Kenntnisse sind sehr wichtig, aber auch ein sechster Sinn für das Ungesagte, um sich in die Welt der Angehörigen heranzutasten. Das Abschiedsgespräch entscheidet darüber, ob eine Trauer- und Abschiedsfeier im Sinne der Trauernden verläuft und sie beim Abschiednehmen unterstützt.

Was lernen die Teilnehmer in Ihrem Seminar?

Den Umgang mit Trauernden, um den Lebensweg des Verstorbenen angemessen in eigenen Worten nachzuzeichnen, ist das eine. Das Ganze dann auch beeindruckend wie würdevoll vorzutragen, ist eine zusätzliche Herausforderung, die wir im Seminar trainieren. Um sich dann langfristig als Trauerredner zu etablieren, sprechen wir auch über Marketing, Akquise und geben Einblick in die Arbeit von Bestattern, den potenziellen Auftraggebern von Trauerrednern.

Wichtig ist mir, dass die Teilnehmer sich vernetzen, sich auch nach Abschluss des Seminars austauschen, sich beraten. Ein erfolgreicher Trauerredner ist immer auch ein erfolgreicher Netzwerker.

Was können Worte bei einer Abschieds- und Trauerfeier bei den Trauernden bewirken?

„Es gibt Worte, die sind wie eine Herberge.“

Dieses Zitat von Gerhard Ebeling verwenden wir unter anderem für unsere Anzeigen. Das sagt eine Menge aus: In einer Herberge kann ich mich nach einem anstrengenden Tag ausruhen, Ruhe finden, Kräfte sammeln.

Wenn Worte dazu beitragen, sich gemeinsam zu erinnern und wenn auch Bestattungsart, Dekoration und Musik dem Verstorbenen entspricht, dann wird die Trauerfeier den Hinterbliebenen beim Abschied nehmen helfen.

Was wünschen Sie sich im Umgang mit Tod und Trauernden?

Im öffentlichen Diskurs ist der Tod meist nur die abstrakte Ziffer einer Statistik. Eine Zahl, die uns nicht betrifft. Somit wird Sterben zum Tabu-Thema und der Umgang mit Trauernden beängstigend.

Wenn wir uns mit unserer eigenen Sterblichkeit auseinandersetzen, bekommen wir auch einen anderen Bezug zum Leben. Wir tun gut daran, darüber zu sprechen und hier auch von anderen Kulturen zu lernen.

Wie sagte vor vielen Jahren einst der Psychoanalytiker Sigmund Freud?

„So wirklich glaubt kein Mensch an seinen eigene Tod, – ich übrigens auch nicht.“