Warum die 1. TrauerrednerAkademie ihr Seminar-Programm seit Mai um das Thema „Verwaltungsaufgaben“ ergänzt hat, erläutert der Dozent und zertifizierte Trauerredner Matthias Bruhn.
Vor welchen Herausforderungen stehen Trauerredner vor Beginn ihrer freiberuflichen Tätigkeit?
Trauerredner, die sich selbständig machen möchten und bisher noch keine Erfahrung als Unternehmer gemacht haben, stehen oft vor einer völlig neuen, unbekannten Situation. Gut zu wissen, welche Verpflichtungen damit verbunden sind und auch, welche Gestaltungsmöglichkeiten sich damit eröffnen.
Es kann durchaus sinnvoll sein, seine Tätigkeit der zuständigen Behörde bereits anzuzeigen, lange bevor man eigene Einnahmen erzielt. Wie bei wohl jeder Betriebsgründung entstehen gerade zu Beginn etliche Kosten, denen kaum oder auch keine Einnahmen innerhalb eines Kalenderjahres gegenüberstehen. In einem solchem Jahr entsteht also kein Gewinn, sondern ein Verlust. Dieser kann sich steuermindernd auswirken. Entscheidend ist in der Regel das Kalenderjahr. Das sollte man nicht versäumen.
Eine Anmeldung beim Gewerbeamt ist nicht geboten. Es handelt sich nämlich nicht um eine gewerbliche, sondern um eine freiberufliche Tätigkeit. Allerdings besteht eine Verpflichtung, die Betriebsgründung dem Finanzamt mitzuteilen. Bei dieser Anmeldung sind viele Fragen zu beantworten, was voraussetzt, dass man sich zuvor ein paar Gedanken gemacht hat.
Warum ist es sinnvoll, die Weichen in Richtung Selbständigkeit rechtzeitig zu legen?
Wer beispielsweise im laufenden Jahr die Seminargebühr für seine Ausbildung entrichtet, wird diese meist auch nur in diesem Jahr geltend machen können, auch wenn das Seminar erst im folgenden Jahr stattfindet und zudem noch keinerlei Einnahmen erzielt wurden. Im Jahr der Ausbildung können weitere Kosten für Reise, Unterkunft und Verpflegung anfallen. Diese sind in einem gewissen Rahmen abzugsfähig, d.h., sie stellen Betriebsausgaben dar. Wer das nicht weiß, kann hier schon eine Menge verlieren.
Frühzeitig sollte auch die Erfüllung der Aufzeichnungspflichten geklärt werden. Denn alle Einnahmen und Ausgaben müssen nachvollziehbar belegt und geordnet werden. Es gibt Aufbewahrungsfristen, die man kennen sollte. Daher sollte von Anfang an, ein geeignetes Ordnungssystem eingerichtet werden. Ungünstig wäre, alles ungeordnet zu sammeln und erst zum Jahresende sortieren und aufarbeiten zu wollen, was sich als sehr zeitaufwändig erweist. Es ist doch schade, wenn Verwaltungsaufgaben, die eben auch zur Aufgabe eines Selbständigen gehören, die Freude an der Arbeit mindern. Vernünftig strukturiert und geplant, ist das aber gut zu bewältigen.
Was beinhaltet deine Beratung?
Wer meine Unterstützung wünscht, vereinbart mit mir einen Termin, um telefonisch oder auch per Videokonferenz in Ruhe alle Fragen zu klären. Hier kann ich vor allem von meinen Erfahrungen berichten. Allerdings darf ich keine Rechtsberatung erteilen, weil das nur bestimmten Berufsgruppen vorbehalten ist. Verbindliche rechtliche Auskünfte können z.B. seitens der Steuerberatung oder des Finanzamtes eingeholt werden. Ich kann beispielsweise Fachbücher empfehlen, um sich kostengünstig zu informieren, soweit das ausreichend ist und ich kann erläutern, in welchen Bereichen ich für mich abzugsfähige Kosten sehe.
Auch Fragen zu den Themen Vertragsrecht und Datenschutz kann ich auf Wunsch erörtern. Immerhin erlangen wir als Trauerredner sehr persönliche Daten. Ferner kann es darum gehen, wie die korrekte Ausstellung einer Rechnung auszusehen hat. Hierfür gibt es Mindestanforderungen, die enthalten sein müssen. Viele Rechnungsempfänger werden ihrerseits diese Rechnung ihrem Finanzamt vorlegen, weil alle Kosten im Zusammenhang mit einer Bestattung für sie steuerlich abzugsfähig sein können.
Warum wurde das Thema „Verwaltungsaufgaben“ im Seminar der 1. TrauerrednerAkademie jetzt aktuell aufgenommen?
Zu einer umfassenden Ausbildung zum Trauerredner gehört meines Erachtens auch das Thema Verwaltung. Viele Seminarteilnehmer haben bislang keine selbständige Tätigkeit ausgeübt, sodass ihnen unternehmerische Aufgaben noch fremd sind. Daher sollten wir sie zumindest auf einige Fragen aufmerksam machen und ihnen darüber hinaus kollegiale Tipps geben, soweit das eben zulässig ist. Die 1. TrauerrednerAkademie steht ihren Teilnehmer auch nach der Ausbildung beratend zur Seite und legt Wert auf die gute Vernetzung ihrer Partner, um sich gegenseitig zu unterstützen. Das gilt eben auch für meinen Bereich der Verwaltungsaufgaben.
Welche Erfahrungen und Kenntnisse bringst Du mit, um als Dozent über diese Themen zu referieren?
Ich habe Steuerrecht studiert und später dann Wirtschaftskriminalität verfolgt. Nach meinem Berufsleben habe ich an der 1. TrauerrednerAkademie eine Ausbildung zum Trauerredner absolviert. Gern gebe ich meine Kenntnisse weiter für einen gelingenden Start der Kollegen und Kolleginnen.
Was hat dich persönlich dazu motiviert, Trauerredner zu werden?
Ich habe langjährige Erfahrungen darin, Menschen in Krisensituationen zur Seite zu stehen. Seit 25 Jahren arbeite ich ehrenamtlich beim Verein Weisser Ring, der Opfern von Straftaten hilft. Unter anderem geht es dabei auch um Tötungsdelikte. Für den Umgang mit traumatisierten Menschen bin ich geschult worden. Zudem bin ich Dozent an der Akademie des Weissen Rings und schule dort unsere Mitarbeiter intensiv zu verschiedenen Kriminalitätsphänomenen und allgemein zu Formen der Hilfe. Meine Kenntnisse kann ich gut in die Arbeit als Trauerredner einbringen.
Ich bin davon überzeugt, dass eine gelungene Trauerrede nach einem ausführlichen und einfühlsamen Gespräch mit den Hinterbliebenen maßgeblichen Einfluss auf die Trauerbewältigung haben kann.
Außerdem habe ich selbst einige Trauerreden erlebt, die nicht angemessen waren oder dass Angehörigengespräche in einem 20 Minuten-Telefonat erledigt wurden, bei dem nur die nötigsten Eckdaten abgefragt wurden. Ich wünsche mir, dass es möglichst viele gut ausgebildete Trauerredner gibt, die einen persönlichen und würdevollen Abschied gestalten. Für meinen Ruhestand und neben meiner ehrenamtlichen Tätigkeit beim Weissen Ring habe ich eine sinnvolle Aufgabe gesucht und als Trauerredner gefunden.